Sage vom Königsgrab im Kiebitzberg
Aus einer Familiencronik die um 1850 geschrieben wurde
Auf der Altenrader Heide bei dem Kiebitzberg liegt ein Heidenkönig begraben.
In einem goldenen Sarge mit einem großen Goldschatz von Ringen und Bechern. All das liegt tief im Grunde unter schweren Steinen verborgen; niemand kann
von selbst die Stelle finden, aber alle zwölf Jahre in der Johannisnacht steht der Eingang offen. Doch auf dem vielen Gold liegt ein böser Fluch. Wer in der
Johannisnacht das Grab findet und sich was von dem Schatz nimmt, der findet nicht wieder hinaus und muß elendig umkommen. So sollen da unten Haufen von
Knochen und Gerippen herum liegen, alle von Menschen die von dem Gold haben nehmen wollen. Ganz arme Leute die Unverschuldet ins Unglück gekommen sind,
die dürfen sich wohl was nehmen, aber bloß ein Stück. Der Bauer vom Wardhof (Werderhof), den beim Hochwasser viel Vieh ertrunken war, fand auch einmal
das Grab offen. Er ging hinein, nahm sich einen Becher und wollte erst damit zufrieden sein und nach Hause gehen, aber am Ende kriegt er Lust noch mehr
zu nehmen. Grad wie er nach dem zweiten Becher griff, da ging auf einmal der Deckel vom goldenen Sarg hoch , und eine Stimme rief heraus:
Derk, Derk, lat stoon!
Sös kas Dou nit mehr noor buten goon!
Da ließ Derk vor Schreck den zweiten Becher liegen. Und das war sein Glück,
sonst wäre der Fluch auch an ihm wahr geworden , und er hätte bei all dem Gold da unten verschmachten müssen. So kam er noch davon und konnte für den einen
Becher solviel Geld lösen, daß er aus aller Not heraus war.
|